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Impuls zum 11. Juni 2023

Zum 10. Sonntag im Jahreskreis

Von Veronika Hüning (Höhbeck im Wendland), pax christi-Diözesanverband Hildesheim

Unser Gott hat an Liebe Gefallen

Lied: Du bist Licht und du bist Leben, GL 373

Erste Gedanken
Mit wem haben wir Umgang und mit wem nicht? Welche Kontakte pflegen wir und welche meiden wir? Ich finde es nicht überraschend, dass viele, die Ausländer*innen feindlich gesonnen sind, kaum welche näher kennen. Aber ich erlebe das auch bei mir: Mit manchen Menschen will ich lieber nichts zu tun haben. Sie sind mir nicht nur fremd, sondern unheimlich, z.B. die Waffennarren, die Hooligans, die Neonazis. Es gibt Gruppen, bei denen ich denke, dass sich Gespräche nicht lohnen, weil sie unbelehrbar sind. Über manche habe ich mein Urteil gefällt: Die bereichern sich auf Kosten anderer. Die schmeicheln sich bei den Mächtigen ein. Die schaden ihren Mitmenschen und der Umwelt. – Sie sind die Zöllner und Sünder von heute für mich.
„Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen?“ (Mt 9,11)

Lied: Meine engen Grenzen, GL 437

Nächste Gedanken
„Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer.“ (Mt 9,13)
In fast jedem Gottesdienst singen wir ein Kyrie und bitten Gott um sein Erbarmen. Wir bitten ihn, sich uns in Liebe zuzuwenden, nicht auf unser Versagen und unsere Schwächen zu schauen, sondern auf unseren guten Willen und unser Bemühen, das Gute zu tun. Im heutigen Evangelium erinnert Jesus daran, dass Gott Barmherzigkeit von uns fordert. Sie ist ihm wichtiger als alle Opfergaben, auch wichtiger als alle Selbstverpflichtungen oder Erweise unserer Frömmigkeit. Barmherzig sein – was bedeutet das für uns, auch in der Friedensarbeit? Wenn Gott zu uns sprechen würde, könnte er vielleicht sagen: Verausgabt euch nicht in Aktivitäten! Glaubt nicht, ihr könntet euch mit Wohltätigkeit oder Heldentaten von dem freikaufen, was wirklich wichtig ist. Nämlich dass ihr euren Nächsten in die Augen schaut, allen, auch den Unansehnlichen, den angeblich Verstockten und vermeintlich Unverbesserlichen. Schaut genau hin und seht, worin sie euch ähnlich sind! Und wenn sie eure Hilfe brauchen, dann seid bereit zu tun, was euch möglich ist! Seid nachsichtig, seid offen, seid freundlich!

Lied: Wenn wir das Leben teilen, GL 474

Weitere Gedanken
„Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer.“ (Hos 6,6)
Der Prophet Hosea legt Gott diese Worte in den Mund. Er sagt, was ihm wichtig ist: Liebe und Gotteserkenntnis. Nach der Erkenntnis Gottes sollen wir jagen, wie wir dem Frieden nachjagen sollen. Gott kommt, sagt Hosea, „wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt“. Das ist ein guter Anhaltspunkt! Da, wo neues Leben wachsen kann, wo es fruchtbar wird nach einer Zeit der Dürre, da kommt Gott uns entgegen. Also vielleicht da, wo eine Initiative für Notleidende oder Geflüchtete Früchte trägt. Und die Liebe soll mehr sein als eine Morgenwolke, mehr als Tau, der schnell vergeht. Das heißt doch: Gott kommt uns da entgegen, wo unsere Liebe kein Strohfeuer ist, wo wir Treue wagen – zu unseren Partner*innen, aber auch zu den Zielen unserer Friedensbewegung.

Lied: Manchmal feiern wir, GL 472

Gebet
Gerechter und gütiger Gott!
Im Brief deines Apostels Paulus an die Römer lesen wir von der Hoffnung wider alle Hoffnung. Deine Macht, das zu tun, was du verheißen hast, haben Menschen erfahren – Menschen wie Abraham und Sarah, die in hohem Alter Kinder bekamen. Menschen wie Maria, Petrus und Johannes, die Jesu Auferweckung erfahren durften. Wiederbelebung, Neuanfang, Fruchtbarwerden nach Dürre und Ohnmacht – das dürfen auch wir erfahren, wenn wir uns dir anvertrauen. Wir danken dir für deine Barmherzigkeit mit uns, für deine unverbrüchliche Liebe, für die Hoffnung, die du immer wieder in uns stiftest.
Hilf uns, damit wir lernen, unsere Mitmenschen mit deinen liebenden Augen zu sehen. Hilf uns, damit wir das Reden und Zusammenleben nicht verlernen mit denen, die uns fremd sind. Stärke unsere Hoffnung auf eine gute Zukunft für alle!

Abschließende Gedanken
„Hoffnung wider alle Hoffnung“ – dieses Paradoxon ist ein theologisches Grundmotiv. Dabei changiert das Wort „Hoffnung“ zwischen verschiedenen Bedeutungen. In der zweiten meint es die positiven Erwartungen, die leider immer wieder zerbrochen werden: Dass die Despoten sich besinnen. Die atomare Bedrohung endet. Die Waffen schweigen. Wider diese vielfach enttäuschten Hoffnungen muss eine andere, größere Hoffnung auferstehen: Sie bezeichnet eine lebenserhaltende Kraft, die für uns Christ*innen gespeist wird von den göttlichen Verheißungen auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. Sie gründet auf unseren Erfahrungen mit dem „Gott mit uns“ und wird genährt von jedem irdischen Vorgeschmack auf das Reich, in dem Gerechtigkeit und Frieden sich küssen. Leben wir diese Hoffnung! Sie geschieht „im Tun des nächsten Schritts“ (Ferdi Kerstiens).

Segen
Segne uns, heiliger Gott, mit Gedanken des Friedens.
Segne uns mit der Kraft der Liebe.
Segne uns mit dem Wasser der Güte.
Segne uns mit der Offenheit für die Fülle des Lebens.
Segne uns mit Verstehen und Verstanden-Werden.
Gott segne uns heute und alle Tage,
der Vater durch den Sohn im Heiligen Geist.
Amen.

Lied: Solang es Menschen gibt auf Erden, GL 425