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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

pax christi Pilgertag 2020: Auf dem Weg des Friedens

20. Jul 2020

Unter dem Motto "Gott richtet unsere Füße auf den Weg des Friedens" führte der Pilgertag am Samstag, 18.07.2020, in die Nachbardiözese, auf die Insel Reichenau. Pilgernde aus der Erzdiözese Freiburg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart machten sich dabei gemeinsam auf den Weg.

Bei strahlendem Sonnenschein wurden die Pilger*innen von Bruder Peter Arnold vor der frühmittelalterlichen Kirche St. Georg, berühmt für ihre Wandmalereien, begrüßt. Irmgard Deifel und Norbert Brücken, die Geistlichen Beiräte von pax christi Rottenburg-Stuttgart, führten in die Tagesimpulse ein, die sich an den Seligpreisungen der Bergpredigt (Mt 5, 3-10) orientierten. "Selig seid Ihr! Sind wir das?" Mit dieser Leitfrage im Gepäck zogen die Teilnehmer*innen los.



(Bild: Richard Bösch; Teilnehmer*innen des Pilgertags beim Ankommen im Vorraum von St. Georg, Oberzell)


Vorbei an unzähligen für die Reichenau so typischen Gewächshäuser führte der Weg zur Evangelischen Heilig-Geist-Kirche, bekannt für ihre wunderschöne künstlerische Gestaltung des Innenraums. Die Gruppe nutzte die erste Pause auf dem Kirchvorplatz für einen Impuls mit Blick auf die ökumenische Bewegung. So versicherten sich die Pilger*innen, dass sie mit Christ*innen weltweit gemeinsam unterwegs auf dem "Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens" sind. Zum einen zeigt die "via positiva" die große Liebe Gottes über alle Grenzen hinweg, die uns Kraft und Energie verleiht, mutig den Weg der Gerechtigkeit und des Friedens einzuschlagen. Zum anderen verlieren wir die "via negativa" mit all ihren Gewalterscheinungen und Gottverlassenheit nicht aus dem Blick, unser Weg führt uns nicht am Elend der Welt vorbei, sondern geht mitten durch Ungerechtigkeit und Gewalt hindurch – nur so kann es zu einem "Weg des Friedens" im Sinne Christi werden.



(Bild: Richard Bösch; Irmgard Deifel, Geistliche Beirätin, gestaltete einen Impuls auf dem Vorplatz der Ev. Heilig-Geist-Kirche)

Beim Anstieg zur Hochwart, dem höchsten Punkt der Reichenau, lauschten wir im Schatten der Bäume dem nächsten Impuls zur "via transformativa": Erst beim Gehen merken wir, was wir alles nicht brauchen. Wir werden befreit von lähmenden Lasten wie dem Sicherheitswahn durch militärische Aufrüstung und Wehrhaftigkeit, durch noch höhere Zäune. "Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit" stellte bereits Dietrich Bonhoeffer 1934 fest. Erst wenn wir selbst befreit und verändert werden, kann sich die Welt um uns herum verändern. Wir sind auf dem Weg der Gerechtigkeit mit unserer Dialog- und Hilfsbereitschaft, unserer Gastfreundschaft und unserer Integrationskraft noch lange nicht am Ende angekommen. Wir haben noch nicht auf alles eine fertige Antwort, aber wir gehen in der Zuversicht, die wir aus unserem Glauben schöpfen. Denn es ist uns Pilger*innen gesagt:


Selig, die keine Gewalt anwenden
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit
Selig, die diesen Weg – um Gottes Willen – mitgehen


(Bild: Richard Bösch; Blick über die Weinberge Richtung Norden auf dem Weg zum höchsten Punkt der Reichenau)



(Bild: Christian Turrey; Impulse unterwegs - Norbert Brücken, Geistlicher Beirat, am Rande einer Reichenauer Gemüseplantage)


Auf der Hochwart verbrachten die Pilger*innen eine ausgiebige Mittagspause, die Raum und Zeit bot, schattige Plätzchen zu suchen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Das Gebäude selbst wurde 1933 als Teehäuschen und Belvedere erbaut und beherbergt heute eine Galerie für Kunsthandwerk und einen kleinen Café-Betrieb mit herrlichem Rundblick über den See. Wer Glück hatte, ergatterte noch einen Tisch im Café und konnte sich bei einem Stück leckeren Kuchen und Kaffee erholen. Und wer einen Blick fürs Künstlerische hat, entdeckte zwei eiserne Stelen mit Reproduktionen, die Teil der grenzüberschreitenden Kunstroute Untersee sind und den Künstlerblick auf die inspirierende Landschaft des westlichen Bodensees zeigen. Wer hinter den eisernen Stelen der Kunstwerke steht, erblickt Bild und Landschaftsmotiv im direkten Vergleich.



(Bild: Christian Turrey; Die Hochwarth - Café und Werkgalerie auf dem höchsten Punkt der Insel)



(Bild: Irmgard Deifel; Auf dem Wiese vor dem Café Hochwarth - Pilger*innen genießen während der Mittagspause, bei guten Gesprächen und bester Aussicht)


Danach ging es durch Weinberge wieder hinab und vorbei an herrlich blumengeschmückten alten Fachwerkhäusern zum Münster St. Maria und Markus in Mittelzell, wo Bruder Peter Arnold eine Eucharistiefeier für uns zelebrierte. Norbert Brücken fasste die Impulse zusammen und die Teilnehmer*innen konnten ihre persönlichen Gedanken zum Weg zum Ausdruck bringen: Wir dürfen uns sicher sein, dass viele Wege zu Gott führen und auf diesen Wegen darf ich auch mal stolpern und Umwege gehen. Mit Gottes Geist und mit unseren Händen und Füßen können wir Veränderungen herbeiführen – was wir tun, mag nur ein kleiner Tropfen im weiten Ozean sein, aber wenn dieser Tropfen nicht da wäre, würde etwas fehlen.

Leider war Gesang weiterhin untersagt, so gab es einen pax christi Brumm-  und Summchor, der musikalisch von Verena Nerz mit ihrer Flöte begleitet wurde. 



(Bild: Christian Turrey; Gottesdienst mit Bruder Peter Arnold im Münster St. Maria und Markus)


Bruder Peter Arnold berichtete im Gottesdienst kurz aus seiner pax christi Zeit: Von 1988 bis 1998 war er Geistlicher Beirat von pax christi Rottenburg-Stuttgart und viele Jahre Pfarrer in der Gemeinde St. Maria in Stuttgart-Süd, dann zog es ihn nach Südfrankreich, wo er im Centre Abbé Franz Stock als Seelsorger für die deutschsprachige christliche Gemeinde und auch Urlauber zuständig war. Dann kam noch die Militärseelsorge für das deutsch-französische Heeresfliegerausbildungs-zentrum "Tiger" in Le Luc/ Var  zu seinem Auftrag hinzu, was innerhalb von pax christi eine umstrittene Angelegenheit war und ist. Hier führte er am 11.11. den Martinsumzug ein. In Frankreich ist der Martinstag bis heute ein Nationalfeiertag in Gedenken an den Waffenstillstand vom 11.11.1918 und wird als Gedenktag der Kriegsveteranen gefeiert. Nachdem aus Geldmangel die Seelsorgestelle in Aix-en-Provence geschlossen wurde, ist Bruder Peter Arnold auf die Insel Reichenau umgezogen.

Zum Abschluss beteten wir gemeinsam das Gebet der Vereinten Nationen:

Verantwortung für die Welt
Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall.
An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen,
dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden,
nicht von Hunger und Furcht gequält,
nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung.
Gib uns Mut und die Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen,
damit unsere Kinder und Kindeskinder einst mit Stolz den Namen Mensch tragen.
Amen.

So näherte sich der pax christi Pilgertag 2020 langsam dem Ende. Wer mochte, konnte noch auf der Insel verweilen und den Abend am See genießen.

Ein herzliches Dankeschön an Irmgard Deifel und Norbert Brücken für die Vorbereitung und Gestaltung dieses gelungenen Tages!


Bericht: Sabine Seebacher